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AutorenbildJoël

Hoteliers in Mexiko

Da ist er einmal wieder - ein kleiner Funken Energie für unseren Reiseblog. Da wir temporär sesshaft wurden, ging der Reiseblog etwas vergessen. Seit gut 3 Monaten befinden wir uns im kleinen Städtchen "Puerto Escondido" im Staat Oaxaca in Mexiko. Das kleine Städtchen liegt direkt an der Pazifikküste. Und so versteckt, wie es der Name sagt, ist es eigentlich gar nicht. Geschweige denn sein Hafen. Doch was tun wir eigentlich hier? Durch Fabienne und Simon (zwei Freunde, die mit ihrem VW-Büssli von Kanada nach Argentinien reisen) werden wir auf das Hotelito Swiss Oasis aufmerksam gemacht. Wie es der Name schon sagt handelt es sich um eine kleine Oase in Puerto Escondido, welche entgegen jeglicher Erwartungen von einem Paar aus der Schweiz geführt wird. Vor 14 Jahren haben die beiden dieses Hotel gekauft und in eine Oase verwandelt. Hier könnt ihr mal nachsehen, wie es so aussieht: https://www.swissoasis.com.

Die beiden Schweiz-Mexikaner sind wahre Weltenbummler. Bereits mehrere Male kamen sie in den Genuss einer längeren Reise. Einmal kauften sie ein Auto in Kanada und fuhren damit bis nach Panama runter. Ein anderes Mal startete die Reise in der Schweiz mit Jeep und Dachzelt bis runter nach Afrika und wieder zurück. Die zwei können ihre Füdli in der Schweiz einfach nicht ruhig halten. Also machen sie sich auf die Suche und kaufen sich ein Hotel in Puerto Escondido Mexiko. Nicht weil sie hier mehr arbeiten möchten als in der Schweiz, wie sie sagen sind sie "nid do häre cho zum meh schaffe". Leider können ihre Füdli auch hier nicht still bleiben und wollen davonlaufen (liegt evtl. an der hohen Luftfeuchtigkeit und der dauerhaften Schweissrate). So fahren sie regelmässig mit ihrem Wohnwagen weg. Meistens durch die USA. Und dies war auch anfangs September wieder der Fall. Weil sich ein Hotel nicht einfach so alleine unterhalten kann haben die zwei nach Unterhaltern gesucht und sie in uns gefunden.

Für uns kam die Gelegenheit wie gerufen. Wir haben uns etwas reisemüde gefühlt und uns wieder mal nach einem Ort gesehnt, wo wir die Rucksäcke auspacken und für eine längere Zeit einfach verweilen können. Wieder einmal eine Art Routine zu haben, das wär's doch. Irgendwie witzig, dass wir uns nach einer Routine gesehnt haben, wo wir aus dieser doch ausbrechen wollten. Aber es ist schon eine Freude jede Woche ein selbstgemachtes frisches Brot essen zu dürfen, neue Rezepte auszuprobieren, regelmässig Sport zu machen und jeden Abend den Sonnenuntergang zu beobachten und zu sehen, wie die Sonne über den Horizont wandert. Ausserdem sind wir mit dem Gedanken in unsere Reise gestartet einmal für eine Weile ein Hotel leiten zu dürfen. Hat ziemlich gut geklappt :-)

Apropos Hotel leiten, das ist ja bekanntlich mit Arbeit verbunden. Wir dürfen uns hier wirklich um alles kümmern. Das Managen der Buchungen, die Kommunikation mit den Gästen, das Empfangen und Betreuen der Gäste, die Organisation der Putz-Mannschaft, das Pflegen des Gartens, Bestellung von Getränken und sonsitgem Material, kleineren Reparaturen und was halt sonst noch so anfällt. Wer jedoch glaubt, dass wir hier einen 8 Stunden Job machen, der liegt völlig daneben. "Schliesslich si mir ja nid do häre cho zum meh schaffe aus ir Schwyz", hören wir die beiden immer wieder sagen. Und das kriegen wir auch zu spüren: die Freizeit ist deutlich länger als die Arbeitszeit. So haben wir sehr viel Zeit noch andere Dinge für uns zu tun. Nadine bildet sich in der veganen Ernährung weiter und hat bereits die Ausbildung "vegane Ernährung im Sport" erfolgreich abgeschlossen und widmet sich jetzt noch der Ausbildung "nachhaltiges Gewichtsmanagement mit veganer Ernährung". Falls nicht eine der vier Katzen über den Laptop spaziert geht dies eigentlich ganz gut. Ich habe mich mit Büchern über Beweglichkeit, Gelenkigkeit, Atmung und Sport befasst und teste diese Dinge allesamt aus. Ist wirklich toll, die Zeit so nutzen zu können. Wer weiss, wann wir das nächste mal in unserem Leben so viel Zeit gemeinsam verbringen können? Klar, wenn man immer aufeinandersitzt führt dies auch mal zu Spannungen. Aber das ist auch gut so. Alles andere wäre irgendwie komisch. Ausserdem habe ich hier ausprobiert ohne Koffein zu leben. Ich konnte mich nämlich gar nicht mehr erinnern seit wann ich Kaffee trinke. Also versuche ich mich an einer 3-monatigen Kaffee und Koffein Pause. Das heisst auch kein Schwarztee, Grüntee und v.a. keine Schoggi! Die ersten drei Tage waren bitter. Den gesamten zweiten Tag habe ich im Bett verbracht. Ich bin kein Koffein-Junkie, ich habe höchstens 1-2 Kafis pro Tag getrunken. Anscheinend hat mein Körper da eine grosse Abhängigkeit entwickelt :-D Nach der ersten Woche geht's aber bestens und ich merke, dass ich das schwarze Gebräu eigentlich gar nicht brauche. Ende Oktober habe ich meinen ersten Kaffe getrunken und fühlte mich wie ein Duracell-Häsli, verrückt wie das reinhaut! Probiert es mal aus! 4 Tage sollten aber schon reichen um den wahren Effekt des Koffeins mal wieder zu spüren.

Ansonsten machen wir hier eigentlich nicht viel ausser die täglichen Hotelarbeiten, lernen, Sonnenuntergänge bewundern, spörtlen, dehnen und mobilisieren, verschiedene Restis auszuprobieren und ab und zu ein "Glesli" Wein zu trinken. Obwohl wir direkt am Meer sind können wir leider nicht wirklich reinhüpfen. Die Strömung hier ist zu stark und die Wellen werden regelmässig bis 6 Meter hoch! So wagen sich nur geübte Surfcracks raus ins Meer. Das ist nur schwer zu akzeptieren. Wenn du dann aber vor diesen Wellen stehst und die Wucht des Wassers siehst und spürst merkst du wie winzig klein du eigentlich bist. Und dann ist alles halb so schlimm :-D

So ganz heiss werden wir trotz der Hitze hier aber nicht mit Puerto Escondido. Manchmal fühlt man sich an gewissen Orten ja pudelwohl. Hier ist dies für uns nicht der Fall. Die Energie dieses Städtchens ist nicht so unsere, was uns teilweise etwas zu schaffen macht. Wir können auch nicht jeden Tag das Hotel verlassen und auf Entdeckungsreise gehen, schliesslich sind wir ja hier zum arbeiten. Manchmal ergeben sich dennoch Möglichkeiten. So durften wir die Ankunft tausender Schildkröten beobachten (https://youtu.be/tI-bZ3MF-9Q?feature=shared) welche 1x pro Jahr hier herkommen um ihre Eier zu legen. Diese Eindrücke können wir kaum verarbeiten. So viele Schildkröten haben wir noch nie gesehen! Das kann man sich kaum vorstellen, einfach unglaublich!

Und gerade eben durften wir einen weiteren Geburtstag am Meer verbringen. Das letzte Mal an meinem (Joël) Geburtstag waren wir in Ecuador am Meer. Dieses Jahr in Mexico. So fällt einem auf wie rassig die Zeit doch vergeht. Lustigerweise organisierten die Mexikaner extra ein riesiges Fest! Sie schmückten die Strassen, verkleideten sich als Totenkopf-Menschen und tanzten. Bei der Sache mit den Totenköpfen werden wir stutzig. Wir bemerken, dass dieses Fest gar nicht für Joël ist. Es ist viel mehr das Fest der Toten (Dia de los Muertos). Ein schöner Gedanke: die Leute treffen sich, dekorieren die Strasse & den Friedhof, bauen kleine Altare in ihren Häusern und stellen Bilder ihrer Verstorbenen darauf. Zusätzlich legen sie die Lieblingsgetränke und das Lieblingsessen der verstorbenen Person auf den Altar. Am nächsten Tag treffen sich die Angehörigen auf dem Friedhof und trinken gemeinsam mit den Verstorbenen ein Bier und feiern. Ein wahrlich schöner Gedanke auch den Tod zu feiern. Schliesslich (Achtung, jetzt wird es philosophisch) kommt der Tod bei jeder Geburt mit auf die Welt. Wieso also nicht nebst dem Leben auch den Tod feiern? Dieser macht doch das Leben erst lebenswert. Wir freuen uns Teil des Ganzen zu sein und geniessen diese Eindrücke.


Ja uns geht es wahrlich gut hier in Puerto Escondido (einmal erreicht uns sogar noch Post mit Leckereien aus der Schweiz, danke tuuusig!). Es ist einfach eine tolle Möglichkeit mal das Leben als Hoteliers schnuppern zu können. Natürlich ist nicht alles perfekt und oftmals wünschen wir uns wir könnten etwas mehr arbeiten und unsere Freunde und Familien sehen. Manchmal macht uns das auch etwas zu schaffen, weil wir hier im Paradies etwas gebunden sind. Diese Phase hat aber einen sehr tollen Effekt: es lässt unseren Hunger aufs Reisen enorm wachsen und die Reisemüdigkeit schwindet und schwindet. So freuen wir uns bereits jetzt wieder unsere Rucksäcke packen zu können und der Routine wieder zu entfliehen :-P


Saludos de Puerto Escondido,

Nadine y Joël








 


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